#schwarzesSchaf
Gestern habe ich seit gefühlt einer Ewigkeit mal wieder dem Film Chrsitiane F. angeschaut. Unfassbar, wie sehr mich das an meine eigene Jugend erinnert hat. Nein, nicht was ihr jetzt denkt. Drogen habe ich niemals genommen und ehrlich gesagt auch nie angeboten bekommen. Gott sei Dank. In der Zeit als ich festgestellt habe, dass meine Eltern sich eben nicht wie versprochen „für immer und ewig“ lieben, habe ich den Halt den man als 12jährige braucht, auch woanders gesucht. Bei Freunden, Bekannten. Drogen waren in meiner Heimatstadt nicht so präsent. Den Film habe ich zum ersten Mal auch genau in dieser Zeit gesehen. Ich war fasziniert und gleichzeitig geschockt. Berlin, unsere heutige Hauptstadt. Die Stadt, in die mein Bruder kurze Zeit später gezogen ist, hatte und hat noch immer was Magisches für mich. Jedoch wurde hier die Seite gezeigt, die mir überhaupt nicht gefiel. Vielleicht hat der Film mich sogar davor bewahrt, abzurutschen.
Ich war immer schon das schwarze Schaf in der Familie oder fühlte mich so. Hätte somit zu mir gepasst. Abzurutschen. Wie meine Mutter es immer vorhergesagt hat. Mein Bruder war der Liebe, der immer gehorchte, der sein Abi gemacht hat. Nicht geraucht. Kein Alkohol getrunken. Brav um 22 Uhr bis zur Volljährigkeit zu Hause war. Ich wollte raus. Immer unter Menschen sein. Meine Mutter nannte mich „Herdentier und Rumtreiberin“. Zuhause habe ich mich schnell gelangweilt.
Als meine Eltern sich trennten, bin ich mit meinem Vater zusammen ausgezogen. Zu einer anderen Frau mit Kind. Die Familie seitens meines Vaters hatte sich schon vorher von uns abgewandt. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit meinem Vater. Wie immer war der „schnöde Mammon“ schuld. Die weitaus größere Familienhälfte seitens meiner Mutter, hat sich nach meiner Entscheidung mit meinem Vater zu gehen, ebenfalls von mir abgewandt. Super. Als ob ich mit meinen dann mittlerweile 14 Jahren dafür verantwortlich war, dass mein Vater ständig fremdgegangen ist und meine Eltern sich nach zwei Jahren Rosenkrieg endlich trennten! Einer musste schuld sein. Ach, dann nehmen wir doch das schwarze Schaf. Steht gerade so günstig in der Schusslinie. Dieses Gefühl hat mich ziemlich lang begleitet. Aber ich glaube, es hat mich auch stark und unabhängig gemacht.
Manchmal erwisch ich mich auch heute noch dabei, dass ich mir dieses Kostüm erneut überstülpe bzw. überstülpen lasse. Aber es passt nicht mehr so gut wie damals. Es kneift und drückt und will schnell ausgezogen werden. Ich versuche immer weniger es zuzulassen. Mir bewusst zu machen, dass ich so wie ich bin, gut bin. Keiner ist vollkommen und perfekt und muss es auch nicht sein.
Kennt ihr „schwarze Schafe“? Fühlt ihr euch manchmal auch so?
In diesem Sinne, auf mit großen Schritten in ein schönes Wochenende.
Eure Mona.chie
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Andrea (Donnerstag, 10 Februar 2022 11:19)
Zwar erst später, aber ja, ich war durch den Vater meiner Tochter auch sehr lange das schwarze Schaf der Familie