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#werhatvonmeinemtellerchengegessen

#werhatvonmeinemtellerchengegessen


 
Die Einführung in die Nutzung der Teeküche hätte mich aufhorchen lassen sollen?
„Das ist unsere Teeküche. Hier darfst du alles benutzen. Der Teekocher ist zwar von mir aber auch den darfst du benutzen. Das Messer mit dem blauen Griff gehört der Kollegin und das mit dem Roten gehört mir. Die bitte nicht benutzen“. Klingt ja noch ganz einfach. Bekomm ich hin. Im Kühlschrank das unterste Fach zugwiesen um dies mit der noch kommenden Kollegin zu teilen.
#werhatmitmeinemmesserchengeschnitten?
Die Einteilung des Kühlschrankes spiegelt die Hierarchie wieder, schoss es mir durch den Kopf. Von oben nach unten. Damit komm ich klar.
Kleine, weitere Einschränkungen folgen. Käse stinkt. Stimmt. Was genau soll mir die Äußerung sagen bei der gemeinsamen Einnahme des Mittagessens? Bei längerem zuhören und fragenden Augen bekomme ich mit, einer aus der oberen Kühlschrankebene mag keinen Käse. Ah jetzt, ja! Okay. Käse ab sofort luftdicht in der unteren Ebene des Kühlschrankes lagern. Ist angekommen auch wenn es nicht ausgesprochen wurde. Senf! Ein weiteres Lebensmittel, welches Brechreiz bei Anwesenden verursacht. Eine Erkenntnis die mir Wochen später mitgeteilt wurde.
#werhatvonmeinembecherchengetrunken?
Puhh jetzt wird es schon schwerer mit dem merken der Regeln. Blauer und roter Griff, Finger weg. Kein Senf und Käse nur luftdicht verpackt.
Spülmittel, Schwamm, Lappen und Spülmaschinentabs sind übers Wochenende auf magische Weise verschwunden. Die Abdeckhaube für die Mikrowelle ebenfalls. Ohje. Strafe für widerrechtliche Nutzung? Wenn ich nur wüsste, was die untere Ebene im Kühlschrank falsch gemacht hat. Nicht ordentlich gespült? Den Lappen oder Schwamm nicht ausdauernd genug gewürgt? Die Tabs mit der blauen Seite nach oben in das Fach der Spülmaschine gelegt obwohl die weiße Seite gewünscht ist? Die Haube zu heiß werden lassen?
Lebe mit dem Geschehenen. Die untere Ebene des Kühlschranks tut sich zusammen und besorgt eben diese Dinge zur Nutzung aller…ohne Einschränkung. Weitere Messerchen, Brettchen und eine neue Haube für die Mikrowelle halten feierlich Einzug in die Teeküche. Die untere Kühlschrankebene wird von einer weiteren Person bezogen. Wir teilen schwesterlich ohne Einschränkungen. Über die bereits in Erfahrung gebrachten Beschränkungen weihen wir sie ein.
#werhatinmeinembettchengelegen?
Es ist kalt. Teezeit. Die untere Kühlschrankebene liebt Heißgetränke. Gut, dass die obere Ebene den Wasserkocher mit uns teilt. Teilte! Weg ist er. Ohne der unteren Ebene diesen Verlust vorab mitzuteilen. Wie gut, dass die Untere Ebene vorgesorgt hat und ein Ersatz im Schrank verweilt. Ausgepackt, gereinigt und für alle platziert am verlassenen Ort. Doch er darf nicht bleiben. Der alte will nach 14 Tagen wieder in die Teeküche einziehen. Er war im Urlaub und stellt fest, dass sein Platz besetzt ist. Er schmollt. Wandert zunächst auf die Fensterbank im Büro. Sein Stecker baumelt hilfesuchend in der Luft. Ich überlege kurz, ob er mir leidtut. Nein eigentlich nicht. Trotzdem lass ich den Wasserkocher der unteren Kühlschrankebene wieder ausziehen. Er zieht auf die Fensterbank im Büro der untern Kühlschrankebene. Neben die Kaffeemaschine. Die beiden fühlen sich wohl und werden Freunde. Auch nach erneuten Auszug des Wasserkochers aus der oberen Kühlschrankebene, zieht der Wasserkocher der unteren Ebene nicht mehr um. Er beharrt auf seinen Platz neben der Kaffeemaschine. Bedienen darf ihn jede Ebene des Kühlschrankes.
Meine Mutter pflegte immer zu sagen: “der liebe Gott hat einen großen Tiergarten“. Das ich da mal lande, hätte ich nicht gedacht.
Märchen habe ich schon immer geliebt. Wie ihr merkt geht es mir mittlerweile wesentlich besser und ich kann die Dinge wieder so sehen, wie sie mir guttut. Warum. Weil es nette Menschen gibt, die einem den Rücken stärken und zuhören, wenn man erlebtes berichtet. Danke dafür.
Euch ein schönes Bergfest
Eure Mona.chie

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Kommentare: 3
  • #1

    Andrea (Mittwoch, 06 April 2022 12:03)

    Ja... diese merkwürdigen Blüten des Lebens habe ich schon innerhalb eines einzigen Büros erlebt. Eine gemeinsame gekaufte Kaffeemaschine vertrug meinen selbstgemahlenen Kaffee nicht und nachdem ich zweimal vor Feierabend nicht den Rest Wasser aus dem Wasserkocher geschüttet hatte, wurde ich gebeten, mir einen eigenen mitzubringen. Der über Nacht möglicherweise entstehende Biofilm war zu gefährlich.
    Was ich nicht bedacht hatte...

    Zum Glück war der zuständige Handwerker so nett und hat mir das Geräte geprüft, obwohl für ein Büro eigentlich nur ein Wasserkocher vorgesehen war. Den Kaffee hab ich dann französisch aufgeblüht.

    Du hast das sehr schön geschrieben, ohne böse Worte zu verwenden. Im Gegenteil, ich musste bei dem Gedanken an dein Gesicht eher schmunzeln.

    Mir wäre es vermutlich völlig egal gewesen, ob die anderen Senf eklig finden, denn der riecht ja nicht.

  • #2

    Elke Beckhaus (Donnerstag, 07 April 2022 08:20)

    Du hast komplett deinen Beruf verfehlt, fang von vorne an und schreibe Kolumnen du hättest einen riesigen Erfolg, denn in jeder Kolumne steckt sehr viel Wahrheit. Wie war das mit dem Tiergarten!!!!!
    Der Spruch ist wohl wahr aber manchmal weiß ich nicht ob ich im oder außerhalb des Käfigs stehe. In diesem Sinne mach weiter so und schreibe über den normalen Wahnsinn damit ich mit meinen Gedanke nicht so alleine da stehe.

  • #3

    mona-chie (Mittwoch, 13 April 2022 08:35)

    Euer Feedback gibt mir so viel. Vielen Lieben Dank dafür.
    Leider habe ich die Antwort-Kommentarfunktion meinerseits noch nicht aktiviert (weil kostet extra) und bedanke mich somit auf diesem Weg.