#sustainable
Könnt ihr euch noch erinnern. An das Geräusch. Krrrttt, chhhhrhrrrr. Das Geräusch der Wählscheibe. Der Finger, am Begrenzer angekommen. Die Wählscheibe setzt sich schnatternd zurück an ihre Ausgangsposition. Meine Rufnummer aus Kindertagen war die 1824. Lang, kurz, lang, etwas länger ertönte das Geräusch. Zunächst noch wenig beachtet, stand das Telefon im Flur in der Garderobenecke. In einem faden, unaufgeregten Grauton thronte das Telefon auf einem an der Wand angebrachten Schubladenkommödchen. Das noch sehr dünne „Örtliche“, verweilte griffbereit in der Schublade. Klingelte das Telefon, schoss ein jeder der Bewohner auf, um der erste an der Strippe zu sein. Wir Kinder mussten uns brav mit Vor- und Zunamen melden. Bei den Erwachsenen reichte der Nachname völlig aus. Mehr und mehr rückte das Telefon in den Alltag. Die Gespräche wurden länger und der Aufenthalt -stehender Weise- in der Garderobe wurde ungemütlich. Ein neuer Standort musste herbei. Das graue Telefon wich einem grünen kantigen Telefon und durfte ins Wohnzimmer umziehen. So platziert, dass gemütlich vom Sofa aus mit der anderen Seite der Strippe stundenlang kommuniziert werden konnte. Das „Örtliche“ wurde gegen ein -unter dem Telefon stehende- Register, welches eigenständig mit den wichtigsten Strippenteilnehmern versehen wurde, ersetzt. Kurze Zeit später wurde auch das geliebte Wählscheibentelefon gegen ein modernes Tastsentelfon ersetzt. Somit verschwand auch das telefonatankündigende Geräusch. Krrrtttt, chhhhhhrhrrrr…
Der Abflug über die vielen Treppenstufen, hin zum klingenden Objekt aus der oberen Etage stellte eine stetig steigende Gefahr im Alltag dar. Zuwachs stellte sich ein. Ein Telefon im elterlichen Schlafzimmer sowie ein weiteres im Kellerbüro folgten. Vorteil, Treppensturz verhindert. Nachteil. Ein jeder konnte -scheinbar unbemerkt- dein Telefonat belauschen. Ein Abnehmen des Hörers des nichtbenutzten Telefons führte dazu, dass du gewollt oder ungewollt zum Spion wurdest. Mit dem Zuwachs der Telefone wurde die Sturzgefahr im Haus reduziert aber nicht der Wunsch nach einer freien Leitung für jeden bei Bedarf. Stundenlange Gespräche mit der besten Freundin oder Freund, der Nachbarin oder der Verwandtschaft durften erst nach Arbeitsschluss vom Herr des Hauses durchgeführt werden. Das im Keller platzierte Telefon diente schließlich dem Geldverdienen. Erst nach einführen diverser möglicher Leitungen hatte auch dies Leid ein Ende.
Und heute? Wann hast du das letzte Mal lang mit jemanden telefoniert? Ich meine nicht die über den Messenger geschickte Sprachnachricht. Auch nicht der Anruf beim Arzt um einen Termin zu vereinbaren. Sondern ein Klöngespräch mit der besten Freundin zum Beispiel? Denk mal drüber nach.
So, auf ins Wochenende. Vielleich greift ihr ja Mal zum alt bekannten Hörer und schnackt euch richtig aus.
Eure Mona-chie
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