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#ReisemeinesLebens

New York, New York.

Definitiv eine Reise wert. Das Gefühl, ein Zwerg zu sein, habe ich nie wirklich gehabt. Im Gegenteil, ich genieße die hohen Häuser. Mit Knickstarre geht’s durch die Stadt. Den Blick dauerhaft gen Himmel gerichtet. Hier mixt sich Neu und Alt mit einer solchen Wucht, die Architekturinteressierte umhaut. Aufgefüllt mit Menschen, die von überall aus der Welt kommen. Einige aus Wiesbaden, ein paar aus Frankfurt, Berlin, Großstädte, kleine Dörfer, andere Kontinente. Überall auf der Welt wurden scheinbar ein paar Menschen eingesaugt und hier über New York wieder ausgespuckt um die Stadt mit Leben zu füllen.

Carrie Bradshaw‘s gibt es hier übrigens wie Sand am Meer, die Eine interessanter als die Andere. Manche laufen so extrem schick durch die Gegend. Elegant im Mantel, Bundfaltenhose glänzend geputzte Schuhe einfach wow. Andere wiederum regen zum Nachdenken an. Sie leben, wohnen aber nicht. Ich glaube sie kämpfen täglich ums Überleben. Überall zieht durch die Straßen ein unverkennbarer, süßlicher Duft. Bisher kenne ich diesen, durch die Straßen ziehenden Duft nur aus Amsterdam. Die Dosis, welche mir durch die Nase direkt ins Gehirn hier in New York schießt, ist um ein Vielfaches höher.

Die Preise sind jenseits von Gut und Böse. Für eine Plastikflasche mit 1 Liter Wasser gefüllt - nicht mit Sprudelwasser sondern mit normalem stillen Wasser zahlt man hier 4,39 € im Supermarkt. Die Aussichtsplattformen, von denen die Stadt von oben bestaunt werden will, beginnen preislich bei 50 € pro Person. Hier kahm uns tatsächlich das Schicksal zur Hilfe. Alle Plattformen waren bei unserer Ankunft in New York bis Sonntag bereits ausgebucht. Wer hätte das gedacht? Somit habe ich mich im World Wide Web auf die Suche gemacht, um ein Restaurant auf einer Plattform zu finden. Dank der vielen Menschen, die ihre Erfahrungen in den Reiseblogs teilen, wurde ich auf ein Restaurant namens Peak aufmerksam. Im Peak gibt es Menüs zu Festpreisen, die -berücksichtigt man den wahnsinnigen Ausblick der inkl. ist- annehmbar sind. Der Weg zum Peak war etwas verwirrend. Zunächst ging es durch eine Einkaufsmall zu einem Aufzug, der bis zum 5. Stock fährt. Ein kleines bisschen war ich schon verärgert. Hatte ich die Rezession nicht richtig gelesen. Ich kann mich an den 101sten Stock erinnern. Einsteigen. Tür zu und los ging es in den fünften Stock. Oben angekommen öffnet sich die Tür und wir sind noch immer in einer Einkaufsmall. Wir folgen den Wegweiser Peak. Werden von einer jungen Dame empfangen und durch einen wunderschönes, ganz dunkel gehaltenes, leeres Lokal geführt. Durch eine unauffällige Hintertür geht es weiter. In schwarz gehaltenen Räumen erkenne ich eine Aufzugstür. Einsteigen. Türen schließen und die gesamte Kabine entpuppt sich als Bildschirm. Ein Kunstwerk. Illusioniert fliegen wir über New York und in sekundenschnelle landen wir im 101. Stock des Hudson Yard. Mir stockte der Atem. Eine solche Aussicht habe ich in meinen ganzen Leben noch nicht gesehen. Nicht nur die Aussicht war gigantisch, das Interieur des Restaurants, die Lampen, der Standort der Bar, alles einfach. Alles passt harmonisch zusammen. Am Platz angekommen merke ich, dass ich mit aufgerissenen Augen und Mund durchs Restaurant zu meinem Platz geführt wurde. Ups. Das ausgesuchte Essen war ein Traum. Die Bedienung war zuvorkommend und freundlich. Doch der Mittelpunkt war weiterhin diese wahnsinnige Aussicht, die ich nie vergessen werde. Nach dem Essen gehen wir eine Etage runter, um auf die Aussichtsplattform zu gelangen. Das Chrysler Building direkt vor meiner Nase und schon wieder waren Augen und Mund weit geöffnet. Nachdem ich den ersten Blick in die Weite genossen habe, sah ich zwischen der großen Menschenmenge einen Glasboden. Hin, sofort hin. Das muss ich ausprobieren. Das Handy in der Hand und die Videokamera gestartet. Ohne nachzudenken laufe ich über den Glasboden und genieße jeden Augenblick. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr runter von dieser Plattform. Ich hätte auch gerne den Abend noch hier genossen. New York aber will weiter entdeckt werden. Für den Abend haben wir einen Besuch im Musical Chicago gebucht. Ein kleiner Tipp hier von mir. Die Tickets sind vor Ort über eine Plattform wesentlich günstiger zu bekommen, als vorab im Internet. Das alte Theater, in dem das Musical stattfand, war schon ein Traum. Das Musical selber aber war traumhaft. Eine Bootstour zur Freiheitsstatue und einmal rundherum um Manhattan zeigt die Vielfalt dieser surrealen Stadt. Der Besuch an der Haustür von Carrie Bradshaw durfte natürlich nicht fehlen. Auch die Magnolia Bakery haben wir uns angeschaut. Enttäuschend. Sehr enttäuschend. Von außen ein Laden, wo ich normalerweise einen großen Bogen drum machen würde und von innen alles im Plastik verpackt. Die Szenen aus der Serie schossen mir durch den Kopf. Alle Cupcakes waren gut positioniert auf wunderschön Servierschalen präsentiert hinter Theken die aussahen wie in einem Diners. Stichwort Plastik. In Amerika is Plastik übrigens nicht verboten oder verpönt. Zum Frühstück reicht man Plastikteller, Plastikschalen, Plastiklöffel, Plastikmesser und Plastikgabel. Der Kaffee wird in Plastikbechern serviert. Nein, wir waren nicht in ein Low Budget Hotel. Strohhalme gibt es anmaß und nicht nur fürs Getränk. Auch als Deko oder Konfettiersatz werden die hier genutzt. Plastikflaschen soweit das Auge reicht. Recyclingbutton? Fehlanzeige. Ach ja und Dosen, die achso verpönten Dosen bei uns, die ja mittlerweile wenigstens dem Pfandsystem unterliegen gibt es hier nicht nur für to go, sondern in jedem Restaurant wird aus der Dose serviert. Egal ob Lowbudget oder Sterneküche. Das regt mich zum Nachdenken an. Macht das Recyclingsystem oder Einschränkungen im Plastikverbrauch bei uns Sinn, wenn gerade die ganz Großen nicht mitmachen? Wenn ich mir Deutschland so auf der Karte betrachte, sind wir so klein. Wir halten uns brav an alles, was uns vorgegeben wird. Schwimmt tatsächlich unser Plastik im Meer herum oder ist es das Plastik von denen, die am Meer wohnen. Die es herauswerfen, ohne sich Gedanken zu machen. Ich muss dann auch noch mal zurückdenken an meine Urlaube der Türkei, wo tatsächlich auch alles wirklich alles in Plastik auf Plastik und rundum Plastik serviert, eingepackt oder ausgeschenkt wurde. Das nur mal so zwischendurch und ja, irgendjemand muss den Anfang machen. Aber zurück zu unserer Reise in die USA. Nach drei Tagen erleben wollen wir am letzten Tag ein wenig slow down machen. Die Füße brennen, der Rücken tut weh und der Kopf ist voll. Voll New York. Heute soll es in den Central Park gehen. Vorher noch mal ins MoMA. Eigentlich wollte ich hier Designstücke aus den 60ern bewundern. Alle 6 Etagen wollen erkundet werden um die paar wenigen Stücke zu entdecken. Ein wenig enttäuscht vom MoMA geht es weiter zu Libery Bagels. Schnell was leckeres zu Mittag eingekauft und ab damit in den Central Park. Im Anschluss eine kleine Runde mit dem Rad durch den Central Park vorbei am Haus von der Schlussszene aus Ghostbusters und danach zurück ins Hotel. Füße hoch. Die vielen hundert grünen Punkte bei uns in Google Maps reduzieren sich auf wenige Überbleibsel. Eine Rückkehr ist so mit garantiert. Nächster Stopp ist Washington mit einem kurzen Zwischenstopp in Philadelphia.


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Kommentare: 1
  • #1

    Silvana (Montag, 13 November 2023 10:33)

    Hi, how are you today?
    Fand ich immer toll dort. Ist mir doch lieber, als gar nicht begrüßt und mürrisch "bedient" zu werden.
    Ich teile deine Eindrücke komplett und hab es genau so beobachtet. Unvergesslich.
    Was den Umgang mit Ressourcen angeht, braucht es dort noch mehr Zeit für Einsichten, da sind einige Amerikaner schon weiter. Letztlich MUSS einer mal anfangen. Nur weil sich mein Nachbar rücksichtslos benimmt, gilt das nicht auch für mich. Ich bin mit einem gekauften Kaffeebecher durch NYC gezogen, bekam ihn überall aufgefüllt und fühlte mich seeehr progressiv und irgendwie stolz europäisch. Ja esst ruhig mit Plastikbesteck wie auf dem Kindergeburtstag, ohne mich...!
    Jodelgrüße aus der Heimat!