#Altwerdenistscheiße!
Neulich abends in Mainz. Wir saßen in einem gemütlichen, alteingesessenen Weinlokal in Mainz. Lust auf ein kleines Abendbrot, einen herrlich erfrischenden Wein um uns die Wartezeit auf unser Date mit Ingo Appelt zu verkürzen. Eine ältere Dame die durch die Fußgängerzone auf uns zukam, stoppte an unserem Tisch und haut ohne Vorwarnung heraus: „alt werden ist Scheiße“. Wir stutzen kurz. Schauten und schmunzelnd an und fragten nach dem „Warum“? Kurzes lamentieren über dies und das. Der Gatte säße zuhause und sie muss alles erledigten und ohne eine wirkliche Aussage zu treffen, warum alt werden scheiße ist, zog die Dame weiter. Ist alt werden Scheiße? Knackiges Alter. Ja, die Knochen knacken. Die Bewegungen sind nicht mehr so flüssig oder aber nur eingeschränkt möglich. Die Haut färbt. Zunächst bemerkt an den Händen. Bisher konnte ich noch keine Weiteren entdecken. Altersflecke, heißen die. Nett. Wer hat denn diesen Namen erfunden? Ähnlich blöd wie die Creme für die REIFE Haut… Die Haut eines Pfirsichs sieht -wenn er reif ist- super straff, weich und gut gefärbt aus. Meine reife Haut ist eher mit der Haut eines überreifen fast schon überfälligen Pfirsichs zu vergleichen. Nicht nur das Winkfleisch (kurz zur Erklärung für die ganz Schlanken unter uns und für das männliche Geschlecht, dass ist die Haut die unterhalb des Oberarms noch winkt, wenn ich schon längst aufgehört habe zu winken) verliert an Spannkraft. Nein, auch die früher noch so enganliegende Haut am Unterarm, den Beinen oder sonst wo, gibt sich der so lange widerstandenen Erdanziehungskraft hemmungslos dahin. Fast so, als ob alles Glück der Erde nicht auf dem Rücken der Pferde, sondern am Mittelpunkt der Erde liegt. Jede Faser der Haut will dahin. Folgt sie den Brüsten, die dieses Ziel bereits nach dem Stillvorgang anvisiert haben? Ist alt werden wirklich scheiße? Ganz klar NEIN! Das Leben ist in jeder Phase wundervoll. Eben anders. Na klar spring ich nicht mehr powackelnd vor dem hübschen Jüngling voran und setzte alle Reize in Szene. Genau das will und kann ich auch nicht mehr. Ich bin angekommen. Angekommen in dem, wo und wie ich sein will. Meine eigene kleine Familie an meiner Seite. Die gilt es zu hegen und zu pflegen. Die Reize der Persönlichkeit verändern sich. Wie alter Wein. Der ist wertvoll. Er will gehegt und gepflegt werden. Richtig gelagert wird er irgendwann zu einem Goldschatz. So wie ich...du...wir alle. Sei zufrieden mit dem was du hast, wie du bist. Ändere, was du ändern kannst denn, DAS LEBEN IST ZU KURZ UM SCHEIßE ZU SEIN.
In diesem Sinne, euch ein sonniges und warmes Wochenende
Eure MONA-chie
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Silvana (Freitag, 28 Juni 2024 00:04)
Hallo meine Liebe!
Ich bin gerade 14 Tage im Urlaub mit Ehemann und meiner Mutter (74).
Meine Mom ist zeitlebens eine fleißige Frau, 2 Kinder, 40 Berufsjahre in Vollzeit, hat vor 30 Jahren ihre eigene Mutter gepflegt und nun die letzten 15Jahre ihren Mann nach Schlaganfall "an der Backe".
Wenn ich sehe, wie das Leben am Körper meiner Mutter gewirkt hat und wie sie morgens in den Tag startet ("in die Gänge kommt"), dann hab ich eine Idee, was die Mainzer Seniorin meint.
Vielleicht startet diese Frau -wie meine Mutter- un den Tag mit Schmerzen an allen möglichen Stellen. Sie muß Jemanden versorgen, der sich vielleicht schon aufgegeben hat. Sie kriegt schlecht Arzttermine, Physio oder ist aus-therapiert. Sie kann nicht gut oder nicht weit laufen. Alkohol soll sie wegen der Medis nicht trinken und ihre Leibspeise verträgt sie nicht mehr. Und und und...
Ich kenne nur Wenige jenseits der 70, die kein Aufhebens um ihr Alter und dessen Begleiter machen. Die meisten klagen und wetteifern um Platz 1 bei der Pillenanzahl, weil es wohl für diese Menschen kein anderes Thema mehr gibt. Schade, letztlich aber ihre eigene Sache, ob das Glas halb leer, oder halb voll ist.
Ich denke, das ist und bleibt eine Typ-Frage. Also, das was du sicher eingangs meinst.
Ich hoffe, ich kann mir eine ebenso entspannte Sicht bewahren, auch wenn die Haarfarbe ins Grau wechselt. Die Kleidergröße ebenso. Jetzt ist es eh zu spät um jung zu sterben und wir müssen es durchziehen.
Wusstest du, dass "Mutter" auf französisch mére heißt, aber Schwiegermutter "belle-mére". Also die schöne Mutter.
Ist das nicht herrlich?
Ja man kann alle Dinge liebevoll(er) betrachten und anders benennen. Da werden dann aus den Altersflecken eben "Sonnenflecken", was sie letztlich auch sind. Sie erinnern dich an deine 50 erlebten Sommer. Krähenfüße werden Lachfältchen, und was hast du schon gelacht!!
Der Lack ist ab Süße, aber ich mag die Grundierung.
Schon längst treffe privat keine Nörgel-Weiber mehr. Wir Boomerinnen sollten einander gut tun!!
Annehmen, was kommt und den Humor nicht verlieren.
Fuck the Falten!
Elke (Freitag, 28 Juni 2024 09:51)
Hallo, wie meine Vorgängerin so schön schreibt, klar, man kann das Glas halb voll oder halb leer sehen, das liegt an jedem selbst was er aus seinem Dasein hier auf Erden macht. Aber den einen hat dieses Leben härter getroffen als den anderen und vielleicht keinen dem er sich anvertrauen kann oder will, weil er diesen nicht belasten will, dass es für ihn eine große Last war und noch ist, Ich denke es gibt auch nicht das eine Rezept für ein erfülltes Leben, denn man hat nicht immer die Wahl, obwohl das einige vehement behaupten! Das sind dann die Menschen die einen großen Egoismus und nicht viel oder keine Empathie besitzen, diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht! Ich weiß nur eins, man muss sich immer wieder, jeden Tag, einen gesunden Optimismus bewahren und ständig vor Augen halten das das Leben endlich ist mit all seinen Unwegsamkeiten, Altersflecken (von denen ich massig besitze und das geringste sind) schmerzende Knochen weil nicht mehr genug schmiere da ist und und und.., ! Ich bin jetzt 70 Jahre und habe meine Mutter an der Backe die mit 101 Jahren noch in ihrer Wohnung lebt, Gott sei dank geistig fit, mit 50 hatte ich eine Vorstellung von dem letzten Kapitel die leider nicht eingetroffen ist, aber da kommt der Optimismus wieder ins Spiel! Was soll’s Augen zu und durch das letzte Kapitel genießen! Ich wünsche euch ein schönes gesundes Leben.